Gilt der Mindestlohn auch im Amateurfußball?

Wie SPIEGEL-online berichtet, sorgt der neue Mindestlohn für Verunsicherung im Amateurfußball. Viele Funktionäre fürchten, dass ihre Spielerverträge nicht mehr rechtens sind.

 

Seit dem 1. Januar gilt in Deutschland ein Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde. Nicht nur bei Unternehmen, auch im Amateurfußball herrschen offenbar Ängste, was die Folgen der Lohnuntergrenze angeht. DFB-Vizepräsident Rainer Koch sagte der „Welt am Sonntag“, dass es „eine gewisse Verunsicherung in der Branche gebe. Es hätten sich bereits „einige Geschäftsführer und Manager“ bei ihm gemeldet, bestätigte Koch, der beim Deutschen Fußball-Bund für die Amateure zuständig ist.

Der Funktionär warnt, dass einige Vereine es „schwer haben werden, die nötigen Budgets für die Bezahlung des Mindestlohns zu finanzieren“. Dabei gehe es um Verträge mit Spielern und Trainern. „Unsere U19- und U23-Mannschaften sind stark betroffen“, sagte Johannes Baumeister, Geschäftsführer des Drittligisten Jahn Regensburg.

Viele Vertragsspieler im Amateurbereich sind mit einem 250-Euro-Kontrakt ausgestattet. Sie dürften aber laut Mindestlohngesetz nur 29 Stunden im Monat arbeiten. Auf eine solche Stundenzahl kommen viele Amateure bereits pro Woche – mit Training, Spielen, Besprechungen und Fahrten zu Auswärtsspielen.

Fraglich ist allerdings, für welche Verträge im Amateurfußball der Mindestlohn überhaupt gilt. Bei vielen Trainern dürfte die Ausnahme für ehrenamtliche Tätigkeiten gelten. „Auch Aufwandsentschädigungen und Ausbildungsvergütungen fallen nicht unter den Mindestlohn“, sagte ein Sprecher des Arbeitsministeriums auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE. „Er gilt nur, wenn der Lohn tatsächlich eine finanzielle Gegenleistung für die Tätigkeit ist.“ Die Bezahlung vieler Amateurfußballer liegt damit in einem Graubereich – bekommen sie eine Aufwandsentschädigung oder erhalten sie als Arbeitnehmer einen Lohn?

Die Spielergewerkschaft begrüßt die Einführung des Mindestlohns. „Für die Spieler ist das neue Gesetz grundsätzlich gut“, sagte Ulf Baranowsky, Geschäftsführer der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV), der „Welt am Sonntag“. „Viele von ihnen verdienen in den unteren Ligen derzeit vier Euro und weniger pro Stunde – und das teilweise unter Vollprofi-Anforderungen.“

 

(Quelle: Spiegel online vom 04.01.2015)